RBB lügt weiter

Es ist erst zwei Monate her, dass der RBB-Repor­ter Laurence Thio in der Abend­schau in einem Beitrag massiv über­höhte Taxi-Tarife verbrei­tete. Er behaup­tete, eine Taxi­fahrt vom Alex­an­der­platz zum Flug­ha­fen Tegel würde zwischen 25 bis zu 34 EUR kosten — tatsäch­lich kostet sie 24,50 EUR. Im Abschluss­satz, in dem er Uber- und Taxi­kos­ten verglich, sagte er zum Taxi: “Für mich kein beson­ders großer Anreiz, einzu­stei­gen.”

Ich schrieb darauf­hin die Redak­tion an und beschwerte mich über die falschen Infor­ma­tio­nen und das Bashing gegen das Taxi­ge­werbe. Es gab eine Antwort und eine Erwi­de­rung von mir. Sie schrie­ben mir: “Auch die ‘Abend­schau’ ist nicht perfekt. Der Beitrag ist uns aus Ihrer Sicht nicht gelun­gen, das haben wir wahr­ge­nom­men und nehmen es ernst. Ihre Kritik hat uns für künf­tige Bericht­erstat­tun­gen sensi­bi­li­siert.”

Das war offen­sicht­lich nur eine nicht ernst gemeinte Beschwich­ti­gung. In der Nach­rich­ten­sen­dung rbb24 von Diens­tag­abend, früher “Spät-Abend­schau”, durfte der selbe Repor­ter zum glei­chen Thema wieder Falsch-Infor­ma­tio­nen verbrei­ten. Dies­mal behaup­tete er, eine Taxi­fahrt von 10 km Länge würde bisher 26,30 EUR kosten.
Tatsäch­lich kostet sie aber 22,40 EUR:
3,90 EUR Einsteig­ge­bühr
14,00 EUR für die ersten 7 Kilo­me­ter (je 2 EUR)
4,50 EUR für die letz­ten 3 Kilo­me­ter (je 1,50 EUR)

Auch die ab Okto­ber gelten Taxi­preise wurden mit 28,70 falsch darge­stellt:
Tatsäch­lich kostet die Fahrt dann aber 24,95 EUR:
3,90 EUR Einsteig­ge­bühr
16,10 EUR für die ersten 7 Kilo­me­ter (je 2,30 EUR)
4,95 EUR für die letz­ten 3 Kilo­me­ter (je 1,65 EUR)

Es ist offen­sicht­lich, dass es sich um eine bewusste Diskri­mi­nie­rung des Taxi­ge­wer­bes handelt. Nach­dem die Redak­tion im Juli auf die falschen Zahlen hinge­wie­sen wurde und Besse­rung gelobte, wird genau zwei Monate später die glei­che Lüge verbrei­tet.
Ich weiß nicht, aus welchen Grün­den der Sender diese Unwahr­hei­ten sendet, aber die Vermu­tung liegt nahe, dass es eine Abspra­che mit einem der ande­ren Anbie­ter gibt, diese zu pushen.

Da sich die Taxi-Innung offen­sicht­lich nicht darum kümmert (nach dem ersten Beitrag hatte ich sie darum gebe­ten), muss die Initia­tive nun wohl von uns Taxifahrer*innen ausge­hen. Der RBB-Redak­tion muss klar­ge­macht werden, dass eine solche Bericht­erstat­tung mit Fakes statt Fakten nicht hinge­nom­men werden kann. Mir gegen­über hat sie eine Rich­tig­stel­lung in der Sendung abge­lehnt.

[Update 12.9.2019]
Die Redak­tion hat mit einer E‑Mail auf meine Beschwerde reagiert. Sie räumen den Fehler ein und entschul­di­gen sich dafür. Außer­dem schrei­ben sie, dass der Fehler bei der Taxi-Innung gemacht wurde, sie als Redak­tion es aber nicht über­prüft hätten. Leider kam auch keine Erklä­rung, wieso der glei­che “Fehler” auch schon im Juli gemacht wurde. Eine Rich­tig­stel­lung in der Sendung erfolgte trotz­dem nicht.

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4 Kommentare

  1. HUCH! Viel­leicht sollte der junge Mann mal selbst mit dem Taxi von Tegel zum Alex fahren, anstatt die Pres­se­map­pen von gars­ti­gen Mono­po­lis­ten als inves­ti­ga­ti­ven Jour­na­lis­mus umzu­mün­zen.
    Oder, warte mal: viel­leicht sollte der RBB den inves­ti­ga­ti­ven Repor­ter einfach mal raus­wer­fen? Quasi als State­ment, dass man hohe Quali­täts­stan­dards hat? Wie wär’ das denn mal?

  2. 10–30% Abwei­chung sind mach­bar durch die unter­schied­li­che Verwen­dung von Reifen.
    Abge­seg­net vom Eich­amt.
    Ich hatte eine Tour zu 28E, die glei­che Tour (Hinfahrt) kostete 38E per Taxa­me­ter.
    Genau aus diesem Grunde plädiere ich seit Jahren schon für Fest­preise. Dann spie­len Zeit oder Wegstre­cke keine Rolle mehr, aber bitte nur Vorkasse. Ohne VK keine Beför­de­rung.

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