Apple, Taxi und die richtige Fahrstrecke

Die Firma Apple war ursprüng­lich mit der Erfin­dung eines der ersten PCs erfolg­reich. Anders als andere Firmen verkau­fen sie Rech­ner und Soft­ware als Einheit. Später kamen dann schi­cke Compu­ter, die zwar weni­ger konn­ten als Konkur­renz­mo­delle, aber wie der iMac ein unschlag­ba­res Design hatten. Apple aber blieb nicht bei Rech­nern, es folgte der iPod als Nach­folge des Walk­mans: MP3-Dateien können in Massen und mit wenig aber intel­li­gen­ter Tech­nik unter­wegs abge­spielt werden.
Dann folgte das iPhone, das auf den ersten Blick wie ein futu­ris­ti­sches Handy aussieht. Tatsäch­lich kann man damit auch tele­fo­nie­ren. Aber das iPhone ist viel mehr, eher ein klei­ner Compu­ter, als ein Tele­fon. Inter­es­sant ist es durch die Möglich­keit, dass man es mit Zusatz­pro­gram­men erwei­tern kann. Diese soge­nann­ten Apps gibt es mitt­ler­weile zu Zehn­tau­sen­den. Neben vielen Spie­len und Joke-Anwen­dun­gen sind sicher auch brauch­bare Appli­ka­tio­nen dabei.
Dass das “Taxo­me­ter” dazu­ge­hört, wage ich zu bezwei­feln, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht: Will man mit einem Taxi fahren, kann man einfach seinen Stand­ort und das Ziel ange­ben und das Taxo­me­ter zeigt einem die empfoh­lene Stre­cke. Vor allem aber zeigt es gleich­zei­tig an, wieviel die Tour voraus­sicht­lich kosten wird, denn die Taxi­ta­rife aller deut­sche Groß­städte sind einge­spei­chert und werden anhand der empfoh­le­nen Stre­cke berech­net. Prak­tisch ist auch der grüne Button, mit dem man eine örtli­che Taxi­funk­zen­trale anru­fen kann — schließ­lich ist das iPhone ja eigent­lich ein Tele­fon.

Wer nun — als Taxi­fah­rer — einen Kunden mit solcher Anwen­dung im Auto hat, kann sich bald auf Diskus­sio­nen freuen, warum er nun abbiegt und nicht etwa gera­de­aus fährt, so wie es das Super­handy möchte. Gerade Apple-Nutzer sind oft mehr als 100-prozen­tig von ihrem Gerät über­zeugt, da nutzen auch sinn­volle Argu­mente nichts. Wer z.B. vom Berli­ner Haupt­bahn­hof zum Flug­ha­fen Tegel möchte, wird erst­mal über die Inva­li­den­straße nach Mitte gelotst, um von dort über Chaussee‑, Müller- und Seestraße zum Flug­ha­fen­zu­brin­ger Saat­wink­ler Damm zu kommen. Weh dem Fahrer, der die Stre­cke über Lehr­ter- und Ellen-Eppstein-Straße Rich­tung Beus­sel­straße fährt. Zwar ist diese Tour 1,8 Kilo­me­ter kürzer und damit rund drei Euro billi­ger, aber wenn der Fahr­gast es wünscht: iPhone befiehl, ich folge. Selbst wenn man die Lehr­ter Straße einge­ben würde, landet man nicht auf dem rich­ti­gen Weg, sondern soll stur über die Quit­zow­straße fahren. Dass es dort seit einem Jahr mit der Ellen-Eppstein eine Umge­hungs­straße gibt, weiß das Gerät noch nicht.
Erst recht kennt es nicht die Warte­zei­ten in Staus oder die zahl­rei­chen Sper­run­gen und Einbahn­stra­ßen­re­ge­lun­gen wegen Baustel­len, Demons­tra­tio­nen, Staats­be­su­chen und Festen. Vom Großen Stern zum Hotel Adlon schickt es einen natür­lich direkt durch die Fanmeile am 17. Juni und die gesperrte Wilhelm­straße, so wie jedes dumme Navi­ga­ti­ons­ge­rät. Nur dass die Navis einem nicht weis­ma­chen, schon vorher den endgül­ti­gen Fahr­preis zu kennen, auf den sich die Kunden dann beru­fen. Viel­leicht sollte man im Taxi kleine Aufkle­ber anbrin­gen: Schwar­zes iPhone, durch­ge­stri­chen mit einem dicken roten Balken.

(Dank an Phips in Frei­burg für den Hinweis!)

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Nochmal Glück gehabt

Das Nach­rich­ten­ma­ga­zin “Der Spie­gel” hatte in der letz­ten Woche eine Titel­story, in der es um die Zeit des “Kalten Kriegs” ging, also um die welt­weite Ausein­an­der­set­zung zwischen den west­li­chen und den Ostblock-Staa­­ten vom Kriegs­ende 1945 […]

12 Kommentare

  1. Mein Fahr­gast vom Adlon in die Heili­gen­see­straße am Sonn­tag hatte auch so ein Teil dabei. Und er hatte den Ton an! Ich bin also erst­mal der freund­li­chen Stimme gefolgt, um Diskus­sio­nen zu vermei­den. Aber natür­lich wollte dieses “schlaue” Gerät über Kapweg und Auto­bahn fahren, was einen (habe ich gerade nach­ge­schaut) Umweg von 700 m bedeu­tet hätte. Ich bin dann über die Scharn­we­ber, Seidel u.s.w. gefah­ren was ihm aber dann doch so gut gefal­len hat, dass er mit mir wieder zurück­fah­ren wollte. Also einer, der auch noch andere Meinun­gen neben Apple gelten lässt. Selten sowas.

  2. Also ich denke die App kann natür­lich keinen erfah­re­nen Taxi­fah­rer bei der Routen­wahl ersetz­ten. Aber in einer frem­den Stadt/Land ist das doch eine tolle Orien­tie­rung und auch Fahr­preis­kon­trolle.
    Hab mir die App gekauft und in Berlin wird sogar die Kurz­stre­cke korrekt berech­net, das ist mal rich­tig cool.

  3. @gordo: also ne kurz­stre­cke rich­tig zu berech­nen, holla die wald­fee, warte 1+1+1+1=4€
    jut und jetzt noch GPS anma­chen und 2 KM zählen und 100meter vorher Piep­sen :-)

  4. @gordo
    Klar, wenn ich mal in frem­den Städ­ten bin nutze ich mein Navi auch. Aber es wäre mir als Fahr­gast pein­lich, wenn ich z.B. in Hamburg dem Taxi­fah­rer sagen würde, dass mein Handy der Meinung ist, wir müss­ten jetzt hier abbie­gen statt gera­de­aus weiter­zu­fah­ren. In der eige­nen Stadt kennt sich niemand so gut aus, wie die Taxi­fah­rer.
    Natür­lich ist es in frem­den Gegen­den nicht schlecht, den unge­fäh­ren Fahr­preis vorher zu wissen, aber meine Erfah­rung sagt mir, dass sich Fahr­gäste dann auch darauf beru­fen werden. Und dass dann die Diskus­sio­nen losge­hen.

  5. @mrschtief:
    100 Meter vorher? Den Luxus hätte ich bei meinem Taxa­me­ter auch gerne :(
    Meines piept gefühlte 2,50 m bevor der Preis umspringt. Ich drücke immer zuerst Kasse bevor ich rechts ranfahre…

  6. Ich habe mir ange­wöhnt, mir bei Kurz­stre­cken den Kilo­me­ter­stand zu merken, also z.B. 7.8
    Wenn ich dann bei 9.6 bin sage ich, dass die Kurz­stre­cke gleich abge­lau­fen ist und frage, ob ich weiter­fah­ren soll. Dann gibts keine bösen Über­ra­schun­gen.

  7. Für mich ist es halt wich­tig vor Fahrt­an­tritt zu wissen, ob ich mein Ziel mit einer Kurz­stre­cke errei­chen kann oder nicht. Wenn ich, zumin­dest in Berlin, ein Taxi bestelle oder am Taxi­stand einsteige, habe ich ja leider nicht die Möglich­keit den Kurz­stre­cken­ta­rif zu wählen…
    (also ich bin Kunde und kein Fahrer)

  8. @gordo
    Im Zwei­fels­fall kann man sich ein Taxi winken und auf gut Glück die Kurz­stre­cke wählen. Wenn es dann doch länger ist, kommst man halt auf den reguä­ren Tarif. Man zahlt dann also auch nicht mehr, als wäre man sofort ohne Kurz­stre­cke gefah­ren.

  9. ich bin auch Taxi-Kundin und das auch eher selten, aber in den letz­ten 2 Jahren ist es mir in hier in Berlin 2x passiert, dass der Taxi­Fah­rer/-in selbst nach einem Navi gefah­ren ist. Das fand ich ein bischen trau­rig, ehrli­cher gesagt war ich inner­lich sogar sauer. Ich dachte mir, wo sind die guten alten vertrau­ens­wür­di­gen und allwis­sen­den Berli­ner Taxi­fah­rer hin, die ich sonst so kannte. Wenn sich selbst der Taxi­fah­rer/-in in Berlin nicht auskennt na wer denn dann?
    Aber Eure Kommen­tare hier machen mir Mut, es scheint sie noch zu geben die guten “alten” Berli­ner Kutscher (ich hoffe das ist kein Schimpf­wort)

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