
Im Sommer 1986 besetzten die MieterInnen der Birkenstr. 34 ihr Haus, weil es zwangsversteigert wurde. Aus ihrem Flugblatt:
Wir, die BewohnerInnen der Birkenstraße 34 in Berlin 21 verkraften die Missstände in unserem Haus nicht länger.
— Vor 3 Jahren wurden die Kachelöfen entfernt.
— Die Zentralheizung lässt bis heute auf sich warten.
— Seit Februar 1986 leben wir auf einer Baustelle.
— Reparaturen müssen prinzipiell von uns MieterInnen getragen werden.
Deshalb haben wir jetzt zur Selbsthilfe gegriffen und unser Haus gmeinsam mit Leuten vom Häuserkampf und MieterInnen Plenum besetzt.
Der Besitzer Eberhard Schulz (Häuser in Neukölln, Nostizstraße 49 in Kreuzberg und Beusselstraße 50 in Tiergarten) hat WBK-Gelder in Millionenhöhe veruntreut und sich nach Übersee abgesetzt.
Jetzt steht unser Haus zur Zwangsversteigerung an. Für uns bedeutet das, dass wir wahrscheinlich innerhalb von drei Monaten auf der Straße sitzen werden.
Dagegen werden wir uns wehren, denn wir wollen auch verhindern, dass das Haus vom nächsten Spekulanten luxussaniert wird.
Jetzt reicht es uns endgültig, wir nehmen das Haus in unsere Hand.
Wir fordern die PolitikerInnen im Bezirk und Senat auf, endlich zu handeln und dem Spekulantentum in unserer Straße eine Ende zu bereiten, anstatt mit friedlichen Lösungen zu prahlen, die keine sind.
Wir fordern die Übernahme der Birkenstraße 34 in kommunales Sondervermögen unter Selbstverwaltung der BewohnerInnen!
Kommt zur Volxküche am Mittwoch, den 2.8.1989 um 20 Uhr.
Solidarisiert Euch mit den Menschen im Haus
Wir haben ein Café eröffnet, um Euch über unsere Situation zu informieren.
Kommt zur Zwangsversteigerung am Donnerstag, den 3.8.89, 9.30 Uhr in die Turmstraße 91, Saal 134″
In den 1980er Jahren gab es eine ganze Reihe von Hausbesetzungen in Moabit: Jagowstr. 12, Bredowstr. 4 und 6, Lübecker Str. 35, Bandelstr. 25 und 27, Wilsnacker Str. 15, Alt-Moabit 4, Lehrter Str. 6 und 54. Die meisten dieser Häuser wurden nach einigen Tagen oder Monaten von der Polizei geräumt, einige bestehen bis heute, darunter in der Jagowstraße, Wilsnacker und der Lehrter Str. 11, das den BesetzerInnen damals zum Tausch überlassen wurde.
Angesichts der heutigen Situation von Spekulation und Wohnungsnot sollte man eventuell wieder auf Maßnahmen wie Hausbesetzungen zurückgreifen.