Der Nordhafen

Hinter der Perle­ber­ger Brücke, am west­li­chen Beginn der Heide­straße, liegt ein wenig versteckt der Nord­ha­fen. Heute ist er ein Ort der Erho­lung. Auf der Weddin­ger Seite kann man auf dem Rasen sitzen, sich sonnen, den weni­gen Schif­fen zuschauen, die hier den Berlin-Span­dauer Schiff­fahrts­ka­nal durch­que­ren.

Doch dieser Hafen hatte mal eine große wirt­schaft­li­che Bedeu­tung. Er wurde 1858 fertig­ge­stellt, ein Jahr vor dem Humboldt­ha­fen an der Inva­li­den­straße. Beide waren danach mehr als ein halbes Jahr­hun­dert lang die wich­tigs­ten Häfen Berlins. Nur hier konn­ten Schiffe mit bis zu 500 Tonnen Trag­fä­hig­keit entla­den werden, bis zu 38 Schiffe gleich­zei­tig. Aller­dings gab es immer wieder Probleme mit der Ufer­wand, die für viele Schiffe zu hoch war.
Der Nord­ha­fen diente auch der Versor­gung des städ­ti­schen Gaswerks im Wedding, der Belie­fe­rung der Indus­trie­be­triebe in Moabit sowie für Kohle­trans­porte.
Auf der Moabi­ter Südseite des Hafens boten “Schwim­mende Händ­ler” aus offe­nen Barkas­sen den Besat­zun­gen der Schiffe ihre Waren an. Vor allem Bier, wie auf dem Beitrags­bild, gemalt 1906 von Franz Eich­horst, zu sehen ist.

Nach dem Mauer­bau verlor der Nord­ha­fen seine Funk­tion, weil die kurze Verbin­dung zur Spree unter­bro­chen war. Der Kanal durfte nur noch von grenz­über­schrei­ten­den Versor­gungs­schif­fen für Ost-Berlin befah­ren werden. Auf der Moabi­ter Seite befin­det sich heute noch ein Steg, der zu Mauer­zei­ten zur Zoll­stelle gehörte. Dort wurden die Schiffe von und nach Ost-Berlin kontrol­liert.

Von all den Hafen­an­la­gen, Kränen und Schie­nen ist heute nichts mehr übrig. Statt­des­sen begann schon kurz nach der Schlie­ßung die Umge­stal­tung des Ufer­be­reichs zu einem Erho­lungs­ge­biet. Der Nord­ha­fen­park war in den 1960er Jahren ein belieb­tes Naherho­lungs­ge­biet. Ausflugs­schiffe legten an, in der Mitte des Nord­ha­fens gab es rund zehn Jahre lang eine beleuch­tete Fontäne. Mitte der 2010er Jahre wurde der Park neu gestal­tet.

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