
Obwohl die Zille-Siedlung an der Invalidenstraße zu den interessantesten Wohnvierteln Moabits gehört, ist sie doch vielen Menschen unbekannt. An der Rathenower Straße und Alt-Moabit versteckt sie sich hinter vorgelagerten Gebäuden. Die drei Blöcke wurden 1981 fertiggestellt und waren damals sehr modern und ungewöhnlich. Vor allem die offenen, grünen Höfe und die Zwischenwege ohne Autoverkehr oder Parkplätze machen die Siedlung attraktiv. Etwa 2.400 Menschen leben in den 890 Wohnungen, von denen viele auf Gartenhöfe blicken. Etliche Erdgeschosswohnung haben sogar eine Terrasse oder einen Garten.
In diesem Viertel erinnert nichts an seinen Namensgeber, Zilles dunkle Hinterhöfe gab es hier auch nie. Früher war dies das Gelände der Ulanen-Kaserne, während der NS-Zeit von der Wehrmacht und Polizei genutzt. In der Nachkriegszeit sollte eigentlich eine neue Polizeikaserne errichtet werden, doch in den 1970ern fiel dann die Entscheidung für den Wohnungsbau.
Die Straßen innerhalb der Siedlung erinnern an die KünstlerInnen Claire Waldoff, Otto Dix und Lesser Ury. Das Besondere in diesem Wohnviertel sind die Skulpturen: An zentraler Stelle steht der sanierte, rosafarbene Gedenkstein von 1922 für die Gefallenen des 2. Garde-Ulanen-Regiments, auf deren einstigem Kasernengelände sich die Zille-Siedlung befindet.
In der Siedlung verteilt wurden auf Pfeilern bronzene Skulpturen aufgestellt, die jeweils mit Literatur-Zitaten auf das Thema der einzelnen, stilisierten Plastik eingehen. Diese stellen Waffen dar, die Sonne, das Leben, Harmonie, Zukunft und Träume. Die Skulpturen nehmen in der Gestaltung des Sockels und Pfeilers, aber auch inhaltlich direkt Bezug auf den Ulanen-Gedenkstein. Die Zitate, die einen eher kritischen Zusammenhang mit dem Militär herstellen, waren vom Künstler Michael Schoenholtz gar nicht vorgesehen, sie sind erst im Nachhinein vom Architekten der Siedlung angefügt worden.
Mittendrin ist eine Bronzetafel in den Boden eingelassen, auf der alle sechs Motive und ihr Standort sichtbar sind. Bis heute leben hier viele Familien mit Kindern. Allerdings ist das Viertel merklich in die Jahre gekommen und so manche BewohnerInnen gehen mit ihrem Sperrmüll auch sehr großzügig um. Das ist sicher nicht nur in der Zille-Siedlung ein Problem, es fällt hier aber mehr auf, als in anderen Straßen.
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