Taxi-Parasiten

Die Taxi­halte am Ost­bahnhof eignet sich hervor­ra­gend, um das soziale oder egois­tisch-unso­ziale Verhal­ten von Taxi­fah­rern zu beob­ach­ten. Die Beson­der­heit an diesem Bahn­hof ist, dass die Taxis in den Augen uner­fah­re­ner Perso­nen etwas plan­los verteilt sind. Die daraus entste­hende Verwir­rung macht sich so mancher der warten­den Kolle­gen zu Nutze.
Verlässt man den Ostbahn­hof durch die Haupt­halle, befin­det sich der eigent­li­che Taxi­stand ein paar Meter weiter links. Auf der ande­ren Stra­ßen­seite ist die erste Nach­rü­cke, kurz dahin­ter die zweite. Die dritte folgt ein ganzes Stück weiter hinten, nach einer Bushal­te­stelle.
Weil nun viele der ankom­men­den Fahr­gäste den Bahn­hof stur mit dem Blick gera­de­aus verlas­sen, sehen sie den offi­zi­el­len Taxi­stand nicht, sondern nur die nach­rü­cken­den Autos auf der ande­ren Seite. Die Fahrer dort schi­cken sie aber nicht etwa zum ersten Wagen, sondern lotsen die Kunden gerne mit Blicken und Gesten zu sich. So nehmen sie den am Längs­ten warten­den Taxi­fah­rern die Fahr­gäste weg. Das hat auch nichts mit der freien Fahr­zeug­wahl des Kunden zu tun.
Selbst wenn die ersten Wagen wegfah­ren, blei­ben manche auf der Rücke stehen, um dort poten­zi­elle Fahr­gäste abzu­grei­fen. Zwar schreibt die Berli­ner Taxi-Ordnung vor, dass wartende Autos sofort nach vorn aufschlie­ßen müssen, aber das igno­rie­ren die Para­si­ten des Gewer­bes gerne.
Das glei­che Spiel findet auf der letz­ten Nach­rü­cke statt. Auch wenn vorn schon mehrere Wagen wegge­fah­ren sind, rücken mache Taxen nicht nach. Sie speku­lie­ren darauf, einen Fahr­gast zu erwi­schen, der aus dem Neben­ein­gang des Bahn­hofs kommt.
Es fällt mir schwer, diese Leute noch als Kolle­gen zu bezeich­nen. Ich denke, dass sie nicht nur die ande­ren Taxi­fah­rer betrü­gen, sondern auch ihre eige­nen Fahr­gäste. Wer so bewusst gegen Ethik und Gesetz verstößt, den kann ich nur als Asozia­len bezeichnen.(Foto: Klaus Weiden­ba­cher, cab-log.blogspot.com)

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6 Kommentare

  1. Du vergisst aber, dass das ein zwei­schnei­di­ges Schwert ist. Manch schwer schlep­pen­der Reisen­der steht irgend­wann vor dem nahe­ste­hends­ten Taxi und fragt, ob er jetzt ganz nach vorne laufen müsse.
    Diesen Kunden sage ich dann natür­lich, dass sie es nicht müssen. (Ebenso wie dass es eben nett wäre)
    Das mit dem Stehen­blei­ben auf “Abstau­ber­plät­zen” finde ich auch eine Unsitte, ansons­ten gleicht sich das am Bahn­hof aber schnell aus mit dem Von-Hinten-Wegkom­men und dem ewigen Warten auf Posi­tion 1.

  2. Der Ostbahn­hof ist aber auch ein (mehrere) Thema (en) für sich. Zumin­dest tags­über gibt es da eine ziem­lich große Klicke, für die das Taxi­fah­ren aus Grüpp­chen­bil­dun­gen zum Quat­schen besteht, die sich einfach nicht tren­nen können. Die warten dann manch­mal so lange mit Aufrü­cken, bis alle rücken können, um dann weiter zu quat­schen — nicht wegen den Abstau­ber­plät­zen.
    Und am WE kommen unten am Busbahn­hof viele Busse an, deren Fahr­gäste äusserst gereizt reagie­ren, wenn man von der drit­ten zur zwei­ten Rücke aufrückt und sie nicht im Rück­spie­gel hatte.
    Ich glaube, damit muss man sich am Ostbahn­hof abfin­den.
    Und über­haupt, ich stelle mich da nicht mehr hin, wenn ich nicht mindes­tens direkt auf die erste Rücke fahren kann.
    Es gibt bessere Halten in der Gegend.
    Aber allge­mein hast Du natür­lich recht.

  3. Der Fahr­gast hat natür­lich die freie Fahr­zeug­wahl — das meinte ich auch nicht. Aber ich beob­achte es öfter, dass Fahrer von der Rücke (vorn) sofort den Blick­kon­takt mit poten­zi­el­len Fahr­gäs­ten suchen und sie sogar über die Straße hinweg anspre­chen. Oder demons­tra­tiv schon mal die Heck­klappe öffnen. Damit wird dem Fahr­gast sugge­riert, dass er in dieses Taxi einstei­gen soll.

    Und wenn die vorde­ren Rücken frei sind und von hinten wird nicht nach­ge­zo­gen, ist das ein unkol­le­gia­les, asozia­les Verhal­ten.
    Natür­lich kann man hinten laden, wenn da Fahr­gäste raus kommen und vorne alles voll ist.

  4. Denke: Das sind oft HP bedingte Probleme. Leider lässt sich dieses schma­rot­zer­haf­ten Verhal­ten der “Kolle­gen” nicht verhin­dern. Siehe auch Hilton, Euro­pa­cen­ter wird auch gern gepo­ckert, selbst (baustel­len bedingt) an so klei­nen Plät­zen wie den Bhf. Grünau, wird so versucht dem Einstei­ger “im Wege” zu stehn. Natür­lich alles unter der Offen­bah­rung. Der Kunde wollte doch zu mir.

  5. Ja, das stimmt, gerade bei den ersten beiden von dir genann­ten Halten.
    Inter­es­sant ist auch die Reak­tion, wenn man mal jeman­den darauf anspricht. Dann kommt entwe­der eine aggres­sive Reak­tion, oder aber ein scheinbhei­li­ges “Oh, das hab ich ja gar nicht bemerkt”.

    Ein Sonder­fall ist aller­dings die Halte Marlene/Hyatt. Da hat es sich wohl durch­ge­setzt, die als zwei getrennte Halten anzu­se­hen, obwohl das eine eigent­lich die Rücke ist. Aber da kannn man sich dann drauf einstel­len.

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