In Berlin gibt es seit 1902 die U‑Bahn, anfangs allerdings vor allem als Hochbahn. 175 Bahnhöfe sind es derzeit, in Zukunft werden durch geplante Streckenverlängerungen noch einige dazu kommen.
Manche Bahnhöfe sind in den Jahrzehnten verschwunden. Teilweise einfach stillgelegt und abgebaut, oder aber verschoben oder abgerissen und neu errichtet. Hier eine kleine Übersicht über verschwundene U‑Bahnhöfe in Berlin.
Französische Straße
Dieser Bahnhof unter der Friedrichstraße in Mitte auf der U6 ist im Jahr 2020 stillgelegt worden. 1923 eröffnet, war er ein knappes Jahrhundert einer der zentralsten Bahnhöfe der östlichen Innenstadt. Mit dem Mauerbau 1961 wurde die Strecke jedoch für die Ost-Berliner Bevölkerung gesperrt, wovon auch dieser Bahnhof betroffen war. Er wurde zum Geisterbahnhof. Erst im Sommer 1990 konnte er wieder eröffnet werden.
Nach Fertigstellung des U‑Bahnhofs Unter den Linden nur rund 150 Meter entfernt, wurde der Bahnhof Französische Straße nicht mehr benötigt. Seitdem fahren dort die Züge durch, ähnlich wie zu Mauerzeiten.
Potsdamer Platz
Der Endpunkt der ersten Berliner U‑Bahn-Linie war der Potsdamer Platz. Damals lag der Bahnhof noch am Potsdamer Bahnhof. Durch die Aufwertung des Leipziger Platzes, dem Wertheim-Kaufhaus und verschiedener Bauarbeiten entschied sich der Magistrat, den U‑Bahnhof etwas weiter nordöstlich zu verschieben. So war die (damals noch hochherrschaftliche) Leipziger Straße besser angebunden. Der ursprüngliche U‑Bahnhof Potsdamer Platz wurde so nur fünf Jahre nach seiner Inbetriebnahme wieder überflüssig. Aber da er auch nur eingleisig angelegt worden war, wäre eine Erweiterung sowieso nötig geworden. Seine Reste verschwanden dann mit dem Bau der Nordsüd-S-Bahn.
Leopoldplatz
Der Bahnhof Leopoldplatz im Wedding ist heute ein Umsteigebahnhof der U6 bzw. U9. Als er 1923 für die Linie C Richtung Seestraße eröffnete, war an dieser Stelle noch nicht geplant, dass hier mal eine weitere Linie unterhalb des Bahnhofs entlangführen würde. Entsprechend klein war der ursprüngliche Bahnhof mit einem schmalen Mittelbahnsteig. Doch der Bau der damaligen Linie G (heute U9) machte 1961 einen Abriss und kompletten Neubau des Bahnhofs nötig. Dabei wurde er stark verbreitert. Bis zur Verlängerung der Strecke zur Osloer Straße 1976 war der untere Teil des Bahnhofs die Endstation.
Stralauer Tor / Osthafen
Nicht weit entfernt vom U‑Bahnhof Warschauer Straße war er einer der ersten, die bereits um die vorletzte Jahrhundertwende gebaut wurden und zur Ur-Strecke der Berliner U‑Bahn gehörte. 1924 wurde er von Bahnhof Stralauer Tor in Osthafen umbenannt. Im März 1945 ist der Bahnhof bei einem Luftangriff zerstört worden. Er ist der einzige U‑Bahnhof Berlins, der nach dem Krieg nicht mehr aufgebaut worden ist. Dies war nicht nötig, weil die Bahnhöfe Warschauer Straße und Schlesisches Tor sehr nahe waren.
Kottbusser Tor
Heute steht der Hochbahnhof Kottbusser Tor inmitten des großen Kreisverkehrs. Doch der 1902 eröffnete Hoch-Bahnhof stand ursprünglich weiter östlich in Richtung der Mariannenstraße. Als jedoch Ende der 1920er Jahre die neue U‑Bahnlinie GN (heute U8) gebaut wurde, sollte eine kürzere Umsteigemöglichkeit geschaffen werden. Der alte Bahnhof wurde deshalb abgerissen und der wesentlich größere unmittelbar auf dem Platz errichtet.
Möckernbrücke
Dieser Hochbahnhof gehörte ebenfalls zu den ersten, die in Betrieb gingen. Doch schnell zeigte sich, dass er den schweren Zügen nicht gewachsen war, besonders nach der Umstellung der Waggons von Holz auf Stahl. Zudem war der Bahnhof etwas zu kurz geraten, er war nur circa halb so lang wie heute. So erhielt er ab 1935 in Richtung Osten eine Verlängerung. Als diese fertiggestellt war, wurde der alte Bahnhof abgerissen und an gleicher Stelle neu errichtet. Bereits 1937 war der neue Bahnhof Möckernbrücke fertig. Es war der einzige U‑Bahnhof, der während der NS-Zeit errichtet worden ist.
Nürnberger Platz
Völlig verschwunden ist dagegen der Bahnhof Nürnberger Platz unter der Spichernstraße. Er lag ab 1913 nahe der Geisbergstraße, zwischen der Lietzenburger Straße, die damals noch einen anderen Verlauf hatte und der Bundesallee (damals Kaiserallee). Nachdem Ende der 1950er Jahre die heutige U9 gebaut wurde, die unter der Bundesallee entlangführt, musste eine Umsteigemöglichkeit zur damaligen Linie A/B geschaffen werden. Der Bahnhof Nürnberger Platz war im Krieg schwer beschädigt worden, deshalb wurde er außer Betrieb genommen und 1959 durch den Bahnhof Spichernstraße ersetzt. Als Ausgleich Richtung Norden wurde auf der heutigen U3 der U‑Bhf. Augsburger Straße gebaut.
Nollendorfplatz
Was fast vergessen ist: Es gab Anfang des 20. Jahrhunderts getrennte U‑Bahnnetze. Städte wie Wilmersdorf oder Schöneberg gehörten noch nicht zu Berlin und im feinen Westen wollte man möglichst auch keine gute Anbindung nach Berlin. Man hatte Angst, dass „der Pöbel“ so schneller in die schicken Wohnviertel einfallen würde. Der noch heute imposante Kuppelbau des Hochbahnhofs Nollendorfplatz war bereits 1902 fertiggestellt worden. Wenig Jahre später wurde die Schöneberger Untergrundbahn gebaut, deren Endhaltestelle aber kurz vor den Nolli unterhalb der Motzstraße gelegt wurde. Offenbar dachte man, durch die wenigen Meter Entfernung von Proletariat verschont zu werden.
Erst 1926 ist der Tunnel dann noch etwas verlängert worden und unterhalb der Hochbahn wurde ein neuer Bahnhof eingebaut. Der ehemalige Endbahnhof in der Motzstraße ist bei einer Fahrt durch den Tunnel noch heute zu erkennen.
Wittenbergplatz, Deutsches Stadion, Wilhelmplatz
Zwar wurde dieser U‑Bahnhof nicht verschwenkt, trotzdem ist es nicht mehr derselbe. Nachdem er ursprünglich 1902 eröffnet worden war, sollte er zehn Jahre später zu einem wesentlich größeren Bahnhof umgebaut werden. Der gesamte Platz musste dafür aufgerissen werden, sodass mehrere neue Gleise und Bahnsteige dazukommen konnten. Statt des einstigen einfachen Fahrkartenhäuschens wurde nun ein repräsentatives Eingangsgebäude errichtet, das den Wittenbergplatz bis heute dominiert.
Auch an anderen Stellen wurden vorhandene Bahnhöfe abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Zu nennen ist da vor allem der Bahnhof Deutsches Stadion von 1913, der Anfang der 1930er Jahre mit dem Bau des Olympiastadions völlig neu errichtet und nach ihm wurde. Außerdem der U‑Bahnhof Wilhelmsplatz in Charlottenburg, er wurde während der NS-Zeit zum Richard-Wagner-Platz umbenannt. Bis 1970 war er Endhaltestelle einer kurzen Linie. Mit dem Bau der U7 musste er komplett neu gebaut werden und wurde auch dem Großprofil angepasst.
Einen Komplettumbau erlebte auch der Bahnhof Gleisdreieck. Tatsächlich war er ursprünglich ein Dreieck, von dem die Züge aus drei verschiedenen Richtungen einfuhren. Zu dieser Zeit befand sich dort zwar ein Bahnhof, allerdings nicht für normale Passagiere, sondern zu Betriebszwecken. Nach einem schweren Zugunglück 1908, bei dem 20 Fahrgäste getötet wurden, sind die Linien getrennt und auf zwei Ebenen verlegt worden. Gleichzeitig wurden zwei Bahnsteige für Fahrgäste errichtet.
Foto: Willy Pragher, Landesarchiv Baden-Württemberg
Wikimedia Commons, CC BY 3.0

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