Die Reichen und – ääähm

Empfang einer Modezeit­schrift. Vor’m Hotel ist der Gehweg abge­sperrt, am roten Teppich leuch­ten die Schein­wer­fer. Viele Damen stehen herum, die kurzen Röcke machen sie auch nicht jünger. Man trinkt Sekt.
Am Eingang Auto­gramm­jä­ger, manche kenne ich schon von ähnli­chen Events.
Gegen­über Absperr­git­ter, düstere Gestal­ten in schwar­zem Anzug und mit fins­te­rem Blick “sichern” die Veran­stal­tung.
Schau­spie­ler, Sänge­rin­nen, Fußball­spie­ler und einen Fern­seh­koch erkenne ich. Dabei sehe ich solche Sendun­gen gar nicht.
Die Männer kann man leicht in zwei Grup­pen auftei­len. Während die einen konser­va­tiv im dunk­len Anzug schick ausse­hen wollen, machen die ande­ren auf jugend­lich-modern. Seiden­schals zum weißen Anzug, enge T‑Shirts mit Strass, farbig getönte Haare, schwu­les Outfit soll ja gerade schwer ange­sagt sein. Und Buli­mie ist längst kein reines Frau­en­pro­blem mehr.
Die Ladies sind aufge­don­nert, viele Röcke in Pink oder Silber. Frau zeigt Bein, Nylon­strümpfe waren gestern. Wenn ein Mode­ma­ga­zin zur Party bittet, zeigen sich alle von der feins­ten Seite. Oder was sie dafür halten.

Ich stehe auf dem Taxi­stand am Hotel. Neben mir stoppt ein Kollege, eine Dame steigt sofort aus. Sie ist etwa 60 und trägt ein rosa Kleid, das offen­bar aus einer abwasch­ba­ren Tisch­de­cke geschnei­dert wurde. Ziel­stre­big stürzt sie auf den Eingang zu, aus dem Hand­täsch­chen holt sie ihr Ticket.
Kurz danach verlässt ihr Mann das Taxi und steht etwas verpeilt neben mir. Ich zeige zum Eingang. “Ist sie schon rein?”, fragt er mich.
“Sie hatte es schein­bar ziem­lich eilig.”
“Aber sie hat doch beide Eintritts­kar­ten.”
Verdat­tert geht der Gatte zum Einlass, disku­tiert mit den Men in Black, natür­lich erfolg­los. Er läuft verzwei­felt die Absper­rung ab, sucht seine wegge­lau­fene Dame, sieht sie in der Menge. “Bella! Bella!” Seine Rufe werden von allen bemerkt, nur seine Frau will sie nicht hören. Er zieht sein Handy raus, wählt, offen­bar auch erfolg­los. Ratlos schaut er auf die Party, plötz­lich schmeißt er sein Tele­fon mit voller Wucht auf den Boden, schreit. “Du Arsch, du blöde Sau”, immer wieder. Endlich hat die Secu­rity mal was zu tun. Drei Muskel­män­ner schie­ben den toben­den Mann weg. Als er merkt, dass er keine Chance mehr hat, auf die Party zu kommen steigt er ins erste Taxi und verschwin­det. Ich schätze, das traute Glück ist bei den beiden schon lange vorbei.

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Zufallstreffer

Berlin

Pauken und Trompeten

Die Älte­ren unter uns kennen sie noch, die meist betag­ten Herr­schaf­ten, die manch­mal auf die Höfe kamen und dort mit einem Akkor­deon oder einer Dreh­or­gel Musik mach­ten. Meine Oma wickelte dann immer einen Groschen in […]

2 Kommentare

  1. Ich vermute, SIE hat das Geld und ER war mal der Gigolo. Was lehrt (leert) uns das? IHR leerte es das Porte­mon­naie und ihn lehrte es, daß alles vergäng­lich ist.
    Was mich jetzt ganz privat am Arti­kel­foto inter­es­siert, ist die Frage, ob die spit­zen Ausläu­fer der Abnä­her rein vom Schnitt des Klei­des herrüh­ren oder von den — ääähm…

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