Kurze Fahrt

Ich stand schon eine Weile an der Taxi­halte Leibniz/Kudamm, war bis zur zwei­ten Posi­tion aufge­rückt, als drei Männer auf den Wagen vor mir zugin­gen und die Tür öffne­ten. Alle Drei im Geschäfts­leute-Outfit, gut gelaunt, wahr­schein­lich kamen sie gerade vom Essen und woll­ten ins Hotel oder einen Nacht­club. Aber anstatt einzu­stei­gen, warfen sie die Tür des Taxis zu und kamen zu mir. Einer öffnete und fragte, ob ich sie ins Hotel de Rome fahren würde.
“Natür­lich.”
Mit meinen Kunden fuhr ich also vom Halte­platz runter und musste bei Rot an der Ampel warten.
“Warum woll­ten Sie denn nicht mit dem Kolle­gen fahren?” Mich inter­es­sierte das wirk­lich, immer­hin ist es eine Tour von rund 15 Euro.
“Nein, mit einem Neger wollen wir nun wirk­lich nicht mitfah­ren. Wir sind ja hier schließ­lich nicht im Dschun­gel.”
Einen Moment lang dachte ich, ich höre nicht rich­tig. In diesem Moment schal­tete die Ampel auf Grün. Aber statt Rich­tung Mitte zu fahren, machte ich einen großen Bogen nach links und stoppte am gegen­über­lie­gen­den Stra­ßen­rand. Noch bevor ich etwas sagen konnte, ging das Geze­ter los: “Wieso halten Sie hier? Was soll das? Fahren Sie uns zum Hotel!”
In diesem Moment war ich rich­tig voller Hass auf diese Rassis­ten, und das haben sie auch gemerkt. Ich sagte leise “Raus, sofort.”
Während hinten die Tür zum Ausstei­gen geöff­net wurde, protes­tierte der Mann neben mir: “Was soll das, wieso werfen Sie uns raus?”
Ich war nicht mehr in der Lage, ruhig zu blei­ben, und nun schrie ich ihn an: “Raus hier, sofort! Scheiß Rassist!”
Nun endlich hatte er es begrif­fen, stieg aus und schmiss die die Tür zu. Mit den ande­ren beiden Typen ging er zurück zum Taxi­stand. Die Kolle­gen hatten das Thea­ter beob­ach­tet und sich bestimmt gewun­dert, wieso ich die Leute wieder raus­schmeiße. Jeden­falls nahm niemand der ande­ren Fahrer die drei Männer mit, die sich statt­des­sen ein Taxi von der Straße winken muss­ten. Sicher haben die Kolle­gen nicht wegen ihrer anti­ras­sis­ti­schen Grund­ein­stel­lung so reagiert, so weit geht das Bewusst­sein und die Soli­da­ri­tät nur bei den wenigs­ten. Sie kann­ten ja den Grund des Raus­schmis­ses nicht und woll­ten einfach keinen Ärger im Wagen. Mir war es recht, und ich war nur froh, die 15–20 Minu­ten bis zum Hotel nicht mit diesen drei Leuten gemein­sam im Auto verbrin­gen zu müssen — Beför­de­rungs­pflicht hin oder her.
Eines aber habe ich dadurch leider verpasst. Nämlich in die Gesich­ter dieser Typen sehen zu können, als sie sahen, dass der Nacht-Door­man vom Hotel de Rome eben­falls ein Schwar­zer ist.

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Mein Verhält­nis zu Hunden ist recht eindeu­tig: Solange sie mich nicht ankläf­fen, nach mir schnap­pen oder auf den Gehweg schei­ßen sind sie mir gleich­gül­tig. Falls doch, dann nicht. Dann werde ich auch gerne mal laut, […]

4 Kommentare

  1. Mein lieber Schwan, Aro! Das war hart. Ich hätte das zwar auch nicht ohne Diskus­sion hinge­nom­men, aber wahr­schein­lich hätte ich den ´Drive´ zum Raus­schmiß nicht gehabt.
    Mein Kompli­ment!

  2. Meinen Respekt hast du! Ich glaube, ich hätte nicht den Mumm gehabt, die drei raus­zu­schmei­ßen und hätte meinen Ärger runter­ge­schluckt…

  3. Das war das beste, was Du machen konn­test. Solchen Abschaum will man nicht im Umkreis von 500km um sich haben (wenn man wüsste, wo das Gesin­del rumlun­gert, würde man sich wohl nirgends mehr auf dem ganzen Plan­ten gerne aufhal­ten wollen)…

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