Quartier Latin

Wo sich heute in der Pots­da­mer Straße 96 das Varieté Winter­gar­ten befin­det, wurde über viele Jahre Musik­ge­schichte geschrie­ben. Von 1970 bis 1989 war hier das Quar­tier Latin, benannt nach dem tradi­tio­nel­len Studen­ten­vier­tel in Paris, was sich wohl auf die fran­zö­si­sche Lebens­art bezog. Wie viele Konzert­hal­len in Berlin war das auch Quar­tier Latin ursprüng­lich ein Kino. Es entwi­ckelte sich sofort zu einem Zentrum der Jazz‑, Blues- und Rock­mu­sik West-Berlins. Vor allem began­nen hier deut­sche Künst­ler ihre Karrie­ren, lange bevor sie im rest­li­chen Teil der Bundes­re­pu­blik wahr­ge­nom­men wurden. Als Nina Hagen in dem 800 Menschen fassen­den Saal vor doppelt so vielen Besu­chern spielte, dräng­ten sich auf der Straße noch­mal 2.000 Leute. Bei Herbert Gröne­meyer dage­gen kamen nur acht zahlende Gäste. Udo Linden­berg, Ulla Meine­cke, Ina Deter, Uriah Heep, Ton Steine Scher­ben, traten hier auf, auch heute längst verges­sene Bands wie Kraan, Hoel­der­lin, Loko­mo­tive Kreuz­berg, Bel Ami oder Floh de Colo­gne. Die Liste ist ewig lang. Dazu gehö­ren auch die Bands aus der DDR, die hier ihre ersten Konzerte im Westen gaben. Darun­ter Namen wie Silly, Puhdys und City.

Das Quar­tier Latin war in den 1970er Jahren der Ort, an denen etli­che Jugend­li­che zu “Rockern” wurden, zu Wider­spens­ti­gen, die gegen Schule, Eltern und Gesell­schaft aufbe­gehr­ten. Im vorde­ren Raum, einer Mischung aus Kneipe und Jugend­club, wurde getrun­ken, gekifft und geflip­pert. So manche Beset­zer des Tommy-Weis­be­cker- und des Rauch-Hauses kann­ten sich bereits aus dem Quar­tier Latin.

In den 80ern wandel­ten sich Künst­ler und Publi­kum. Die Neue Deut­sche Welle zog ein, Nena, Ärzte, New Model Army, Euryth­mics. Trotz­dem blieb es bis zum Ende wider­stän­dig in der Form, dass Main­stream außen vor blei­ben musste.
https://www.youtube.com/watch?v=NQ_WBlIKnMo

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