Der Sandkrug am Weinberg

Es gibt heute nichts mehr, was daran erin­nert, dass es in Moabit mal einen Wein­berg gab. Und doch befand sich auf dem Areal des heuti­gen Humboldt­ha­fens, direkt am Haupt­bahn­hof, der “Hohe Wein­berg”.

Der Wein­berg war ursprüng­lich Eigen­tum von Johan­nes Agri­cola Eisle­ben, einem Mitar­bei­ter Martin Luthers. 1698 über­ließ ihn Kurfürst Fried­rich III. dem Huge­not­ten Menar­dié. Der Hohe Wein­berg war ein belieb­tes Ausflugs­ziel für die Berli­ner, auf dessen Gipfel sich auch ein Ausflugs­lo­kal befand. Von dort hatte man eine weite Aussicht über die nahe gele­gene Pulver­mühle und die Jung­fern­heide — die glei­che, die in den Jahr­hun­der­ten danach bis zum heuti­gen Kurt-Schu­ma­cher-Damm abge­holzt wurde und auf die in Moabit nur noch der Name Wald­straße hinweist.

Am Fuß des Wein­bergs befand sich der Gast­hof Sand­krug. Im 18. und 19. Jahr­hun­dert war er ein belieb­tes Ausflugs­ziel vor den Toren Berlins. Er verfügte auch über einen Garten zur Bewir­tung der Gäste im Sommer. Der Bühnen­dich­ter Carl August Görner verfasste mit Blick auf den Gast­hof ein Stück für eine Dame mit Gesang und Tanz in einem Akt als Lust­spiel “Gust­chen vom Sand­krug”.

1713 entstand die erste Brücke über den neu ange­leg­ten Schön­hau­ser Graben. Als dieser ab 1848 zum Berlin-Span­dauer Schiff­fahrts­ka­nals ausge­baut wurde, trug man den Wein­berg ab, an dessen Stelle entstand um 1850 ein Schmuck­bas­sin. Zwischen 1855 und 1859 erfolgte durch den Land­schafts­ar­chi­tek­ten Peter Joseph Lenné der Umbau zum Humboldt­ha­fen mit Lade­stra­ßen und Flächen für den Güter­um­schlag. Im Zuge dieser Baumaß­nah­men wurde der Gast­hof Sand­krug abge­ris­sen. An ihn erin­nert heute nur noch der Name Sand­krug­brü­cke.

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