Die Idee zum Bau dieses Kran­ken­hau­ses kam vom Pastor der Elisa­beth-Gemeinde, Wilhelm Boege­hold. Als er 1863 das Pfarr­amt über­nahm, erlebte er das Elend der Gemeinde. Er arbei­tete im Vorstand des “Vereins für die Armen” mit und enga­gierte sich sehr für die Versor­gung von Armen und Kran­ken. Diesem Verein gehörte ein großes Grund­stück an der Bernauer Ecke Acker­straße, das aber nur teil­weise mit zwei Wohn­häu­sern — genannt die “from­men Häuser” — bebaut war. 1864 regte Boege­hold in einer Rede vor dem örtli­chen Frau­en­ver­ein die Grün­dung eines Kran­ken­hau­ses an und sammelte über­all Geld für dieses Projekt. Über Spen­den von Privat­leu­ten und dem Kirch­bau­ver­ein bekam er den nöti­gen Betrag zusam­men und schon ein Jahr später wurde der Grund­stein gelegt. Auf dem freien Gelände des Armen­ver­eins entstand bis 1866 zunächst eine Kapelle mit Betsaal, dem im Unter­ge­schoss ein Kran­ken­saal für 15 Menschen ange­glie­dert war. Der Betsaal wurde unter ande­rem für Bibel­stun­den, Kinder- und Jugend­ar­beit genutzt, während der Kran­ken­saal vorläu­fig nur für Frauen vorge­se­hen war. Doch dann kam der Krieg gegen Öster­reich und statt Frauen wurden nun verwun­dete Solda­ten aufge­nom­men. Doch der erste Schritt war gemacht und Wilhelm Boege­hold gab nicht auf. Denn es war klar, dass der eine Kran­ken­saal bei weitem nicht ausrei­chen würde und so sollte ein Anbau her, der ausschließ­lich der Kran­ken­ver­sor­gung dien­ten sollte. Boege­hold konnte sehr viel Geld bei seinem guten Bekann­ten, dem Maschi­nen-Fabri­kan­ten­Louis Schwartz­kopff locker­ma­chen. Die Arbeits­ver­hält­nisse in dessen Fabri­ken (unter ande­rem in der Eisen­gie­ße­rei in der Acker­str. 96) waren jedoch in der Folge­zeit oft dafür mitver­ant­wort­lich, dass Menschen über­haupt ins Kran­ken­haus muss­ten.

Von 1867 bis 1870 wurde dann das eigent­li­che Kran­ken­haus gebaut, das auch heute noch steht. Doch die ersten Pati­en­ten waren wieder keine Bewoh­ner der umlie­gen­den Gegend, sondern erneut Solda­ten — dies­mal aus dem deutsch-fran­zö­si­schen Krieg. Bis dahin hatte das Kran­ken­haus noch keine eige­nen Ärzte und Kran­ken­schwes­tern, sondern nur “ausge­lie­he­nes” aus Kaisers­werth. Diese konn­ten aber nicht auf Dauer im Laza­rus blei­ben, so dass ein erneu­ter Anbau als Diako­nis­sen­haus errich­tet wurde.
1873 starb Wilhelm Boege­hold, und dadurch war das gesamte Projekt des Kran­ken­hau­ses gefähr­det. Doch kurz vor seinem Tod hatte ihm sein Freund Schwartz­kopff zuge­si­chert, für den weite­ren Betrieb des Hauses zu sorgen was er auch tat. Weitere Bauten kamen hinzu: 1874 ein Pfarr­haus, 1881 eine Begräb­nis­ka­pelle, 1893 das Schwes­tern­haus hinter der Kapelle. 1912–1914, also gerade noch recht­zei­tig zum 1. Welt­krieg, wurde das Kran­ken­haus aufge­stockt und zum drit­ten Mal waren Solda­ten die Ersten, die aufge­nom­men wurden. Gleich­zei­tig wurden ein Maschi­nen­haus und eine Leichen­halle gebaut.
Medi­zi­nisch und tech­nisch war das Laza­rus-Kran­ken­haus meist auf der Höhe seiner Zeit. Welt­weit bekannt wurde es dadurch, daß hler 1882 die erste Gallen­bla­sen­ent­fe­mung durch Prof. Carl Langen­bruch durch­ge­führt wurde. Und noch ein ande­rer Name ist mit dem Haus verbun­den: Die Schrift­stel­le­rin Ina Seidel lebte von 1907 bis 1914 als Ehefrau des Kran­ken­haus-Geist­li­chen im Laza­rus. Eines ihrer bekann­tes­ten Bücher, “Lenna­cker”, gibt einen guten Einblick in die Situa­tion in diesem Haus.
Während der Weima­rer Repu­blik war das Laza­rus Anlauf­punkt für viele Armen. Sie wurden, wenn sie krank oder verletzt waren, unent­gelt­lich aufge­nom­men und es wurde eine Volks­kü­che für sie einge­rich­tet.

Nach­dem die Nazis an die Macht kamen, gab es auch Verän­de­run­gen in der Kran­ken­haus-Leitung. Mit dem Beginn des zwei­ten Welt­kriegs wurden 27 Schwes­tern und der 2. Pfar­rer einge­zo­gen. Ein Teil des Kellers ist zu Luft­schutz­räu­men umge­baut worden, in die bei jedem Alarm sämt­li­che Pati­en­ten gebracht wurden. Am 22. und 23. Novem­ber 1943 wurde die Außen­wand eines Luft­schutz­rau­mes durch eine Luft­mine einge­drückt. Die dort unter­ge­brach­ten Schwer­ver­letz­ten muss­ten in andere Keller verteilt werden, viele Pati­en­ten verlie­ßen mit Schwes­tern das Haus und such­ten Schutz in öffent­li­chen Luft­schutz­bun­kern. In der unmit­tel­ba­ren Umge­bung des Laza­rus stan­den fast alle Häuser in Flam­men und auch große Teile des Kran­ken­hau­ses wurden zerstört. Im Winter 1944/45 sind die Pati­en­ten des Lara­zus dann quer durch die bren­nende Stadt nach Karls­horst evaku­iert worden.
Obwohl gleich nach Kriegs­ende mit dem Wieder­auf­bau des Kran­ken­hau­ses begon­nen wurde, war erst 1948 das neue Dach fertig, so dass die kata­stro­pha­len Über­schwem­mun­gen der oberen Statio­nen und das Abstür­zen der durch die Feuch­tig­keit verfaul­ten Dach­bal­ken ein Ende hatte. 1950 wurde auch der Opera­ti­ons­saal wieder in Betrieb genom­men. Insge­samt dauerte der Wieder­auf­bau zehn Jahre.
Nach­dem im 2. Welt­krieg auch große Teile der Wohn­be­bau­ung in diesem Block zerstört waren, kaufte das Kran­ken­haus mehrere Grund­stü­cke auf, und darauf entstand 1959 ein neues Schwes­tern­haus sowie ein Garten. 1975 umfasste das Areal dann 22.000 Quadrat­me­ter. Mitt­ler­weile gibt es neben dem Kran­ken­haus auch noch ein Alten­pfle­ge­heim sowie einen groß­zü­gi­gen, moder­nen Anbau an der Ecke vor der Garten­straße.

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