Lebens­da­ten: * 11.2.1857 (Stral­sund) + 31.12.13939 (Berlin)

Infor­ma­tio­nen zur Person:
Waren­haus-Unter­neh­mer

Wert­heim wuchs als Sohn des jüdi­schen Kauf­man­nes Abra­ham und seiner Frau Ida Wert­heim in Stral­sund auf. Nach der kauf­män­ni­schen Lehre bei Wolff und Apolant über­nahm er 1876 zusam­men mit seinem Bruder Hugo das 1875 gegrün­dete Laden­ge­schäft der Eltern für Kurz- und Posa­men­tier­wa­ren.
Die beiden Brüder brach­ten schnell neue Ideen in das Geschäft ein: Kunden beka­men die Möglich­keit zum Umtausch von Waren, die Preise waren nicht mehr verhan­del­bar aber dafür verläss­lich und verkauft wurde nur gegen strikte Barzah­lung. Die Konzep­tion war erfolg­reich und nach der Eröff­nung einer Filiale in Rostock wurde 1885 eine erste Nieder­las­sung in der Rosen­tha­ler Straße in Berlin gegrün­det.
Wert­heim erkannte schnell die sich wandeln­den Anfor­de­run­gen der wach­sen­den Metro­pole in der Zeit der Indus­tria­li­sie­rung und eröff­nete 1890 am Moritz­platz in Kreuz­berg das erste als Waren­haus bezeich­nete Handels­ge­schäft. Die Verkaufs­räume waren groß­zü­gi­ger und ließen eine bessere Waren­prä­sen­ta­tion zu, die Waren wurden frei ausge­legt und größere Stück­zah­len erlaub­ten einen billi­ge­ren Verkauf.

Georg Wert­heim hatte sich an der Berli­ner Kunst­aka­de­mie in Sonn­tags­kur­sen fort­ge­bil­det und begann nun zusam­men mit dem bis dahin kaum bekann­ten Archi­tek­ten Alfred Messel ein Gebäude zu konzi­pie­ren, das allein dem Verkauf der Waren dienen sollte. 1892 wurde eine Filiale in der Leip­zi­ger Straße eröff­net und 1894 begann der Verkauf in dem als erstes als solches geplan­ten und gebau­ten Waren­haus in der Orani­en­straße am Moritz­platz.
Das bekannte Kauf­haus Wert­heim am Leip­zi­ger Platz, das 1896 eröff­net wurde, ging noch einen Schritt weiter. Wert­heim wollte der geho­be­nen Kund­schaft, die sich bislang eher von Waren­häu­sern fern gehal­ten hatte, alle Wünsche unter einem Dach erfül­len können und der Neubau am verkehrs­reichs­ten Platz der Stadt bald aufge­hen. In den Folge­jah­ren mußte Messel das Gebäude mehr­mals erwei­tern. Das Wert­heim am Leip­zi­ger Platz wurde in einem Atem­zug genannt mit dem Harrods in London und dem Lafay­ette in Paris.
Weitere Waren­häu­ser in der Rosen­tha­ler Straße (1903), der Königs­straße (1911) und wieder am Moritz­platz (1913) folg­ten. Am Moritz­platz finan­zierte Wert­heim eine Stre­cken­ver­le­gung der U‑Bahn um den Kunden nach dem Vorbild seines Konkur­ren­ten Rudolph Karstadt einen Zugang direkt vom U‑Bahnsteig zu ermög­li­chen.

1913 war der Wert­heim-Konzern das größte deut­sche Unter­neh­men seiner Art, der Erfolg rief bald auch Neider auf den Plan und da die meis­ten Kauf- und Waren­häu­ser wie auch Wert­heim im Besitz jüdi­scher Fami­li­en­un­ter­neh­men waren, gab es viel­fäl­tige Kampa­gnen gegen die Waren­häu­ser. Es wurde unter­stellt, mit falschen Maßen zu arbei­ten, minder­wer­tige Waren anzu­bie­ten, die Ange­stell­ten auszu­beu­ten und die Kunden sitt­lich zu gefähr­den. Die Fami­lie Wert­heim versuchte, solchen Vorwür­fen mit beson­de­rer Quali­tät und Sicher­heits­vor­keh­run­gen für ihre Ange­stell­ten entge­gen­zu­wir­ken.
1933 wurden die jüdi­schen Mitglie­der der Fami­lie Wert­heim dazu genö­tigt, ihre Geschäfts­an­teile zu arisie­ren, d.h. an Nicht­ju­den zu über­ge­ben. Zum 1. Januar 1937 trat Georg Wert­heim aus dem Unter­neh­men aus und die Firma wurde für deutsch erklärt und in Allge­meine Waren­han­dels-Gesell­schaft (AWAG) umbe­nannt. Georg Wert­heim starb am 31. Dezem­ber 1939 in Berlin.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg wurde Wert­heim in der DDR 1949 enteig­net, in der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land kaufte der Hertie-Konzern 1951 die Mehr­heit der Anteile und führte den Betrieb unter dem Namen Wert­heim weiter. Die Ange­hö­ri­gen der Fami­lie beka­men eine geringe Entschä­di­gung und gaben alle Ansprü­che auf die an Hertie verkauf­ten Firmen­an­teile auf. 1984 erwarb Hertie den Rest der Wert­heim-Aktien. 1994 ging auch das einzig verblei­bende Waren­haus Wert­heim am Kurfürs­ten­damm zusam­men mit dem Hertie-Konzern in den Besitz der Firma Karstadt über.
Eines der alten Wert­heim-Waren­häu­ser steht heute noch in der Rosen­tha­ler Ecke Sophien­straße in Mitte.

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