Der Bau der “Berlin-Stet­ti­ner-Eisen­bahn” begann im Jahre 1840 und bereits am 30. Juli 1842 konnte das erste Teil­stück in Betrieb genom­men werden: 45 Kilo­me­ter bis nach Ebers­walde. Ein Zusam­men­schluss von Kauf­leu­ten aus Berlin und Stet­tin hatte den Bau dieser Bahn­ver­bin­dung von Berlin zum nächst­ge­le­ge­nen Hafen voran­ge­trie­ben. Sie verspra­chen sich dadurch einen schnel­le­ren Waren­um­schlag. Aller­dings knüpfte sich an diese Eisen­bahn­ver­bin­dung auch ein mili­tä­ri­sches Inter­esse. Zudem beschleu­nigte sich durch den Bau der Bahn die Bautä­tig­keit am südli­chen Endpunkt der Stre­cke, also in Berlin. Zwar war diese Bahn­stre­cke zunächst als reine Güter­trans­port­stre­cke gedacht, doch ab 1872 wurde sie auch für Perso­nen­trans­porte genutzt. Bereits zehn Jahre zuvor wurde östlich des Bahn­hofs eine neue Straße ange­legt, die nach Bernau benannt wurde — dem ersten Halt auf dem Weg nach Stet­tin.

Während die neue Eisen­bahn und der Stet­ti­ner Bahn­hof für Kauf­leute und Offi­zi­elle von großer Wich­tig­keit war, empfan­den ihn dieje­ni­gen, die dort wohn­ten, eher als Last. Immer­hin muss­ten viele Fami­lien und auch der örtli­che Heumarkt umzie­hen, weil der Platz für die Anlage des Bahn­hofs gebraucht wurde.
Als dann am 15. August 1842 die offi­zi­elle Eröff­nungs­fahrt der Berlin-Stet­ti­ner Eisen­bahn statt­fand, nahm daran viel Promi­nenz teil, was die Wich­tig­keit dieser Linie unter­strich. Neben dem König und den Prin­zen sah man auch den Kriegs­mi­nis­ter und den Ober­prä­si­den­ten der Provinz, Alex­an­der von Humboldt.
Der Stet­ti­ner Bahn­hof war der dritte von acht großen Berli­ner Kopf­bahn­hö­fen. 1876 wurde das neue Empfangs­ge­bäude aus gelbem Back­stein einge­weiht. Die gesamte Bahn­hofs­an­lage zog sich schließ­lich vom Bahn­hofs­vor­platz an der Bernauer Ecke Inva­li­den­straße paral­lel zur Garten­straße hin, bis sie ca. einen Kilo­me­ter weiter an der Schwind­sucht­brü­cke endete, am nörd­li­chen Ende der Garten- und Acker­straße. Bis heute wird die Garten­straße von der Mauer des Bahn­ge­län­des begrenzt. Da das Gelände etwa fünf Meter über dem Stra­ßen­ni­veau verläuft, durch­schnitt es die Verbin­dung zwischen der Garten­straße und der Chaus­see­straße. Um das etwas auszu­glei­chen, wurde auf der Höhe der Feld­straße ein Fußgän­ger­tun­nel ange­legt, dessen Ausgang in der Garten­straße heute noch gut zu erken­nen ist. Dieser Tunnel war in den 20er Jahren oft Schau­platz von schmerz­haf­ten Ausein­an­der­set­zun­gen zwischen zwei Jugend­gangs, die jeweils nahe eines Ausgangs des Tunnels wohn­ten. Im Zuge des Mauer­baus wurde der Tunnel 1961 zuge­mau­ert und ist seit­dem nicht mehr zugäng­lich.
Mit dem Bau der S‑Bahn wurde auch eine unter­ir­di­sche Linie zum Stet­ti­ner Bahn­hof geführt, ein Anbau neben dem Haupt­ge­bäude diente als Zugang. Die Linie nannte man damals die “Nord­bahn”. Im zwei­ten Welt­krieg wurde der Stet­ti­ner Bahn­hof stark beschä­digt, jedoch waren die Fern­bahn wie auch die S‑Bahn bald wieder in Betrieb. In den 50er Jahren wurde der S‑Bahnhof in “Nord­bahn­hof” umbe­nannt. Der Perso­nen­ver­kehr auf dem Stet­ti­ner Bahn­hof wurde 1952 einge­stellt und mit dem Mauer­bau kam dann das endgül­tige Ende, da das gesamte Bahn­ge­lände im Grenz­be­reich lag. Es wurde voll­stän­dig planiert und zum berüch­tig­ten Todes­strei­fen umge­rüs­tet. Die Reste sind 1965 abge­ris­sen worden, und damit endete der Stet­ti­ner Bahn­hof so, wie alle ande­ren Kopf­bahn­höfe Berlins — als Erin­ne­rung.

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