Der Große Bruder sieht alles!

Es war am frühen Abend, als ich an der Taxi­halte am Fried­rich­stadt­pa­last einen Fahr­gast zum Flug­ha­fen Tegel bekam. Er wollte über die Chaus­see­straße im Wedding fahren, auf der Fahrt dort hin erkun­digte er sich über die Baustelle zum Bundes­nach­rich­ten­dienst. Der Auslands­ge­heim­dienst baut demnächst seine Zentrale in der Chaus­see­straße, kurz vor der eins­ti­gen Grenze zwischen Mitte und Wedding. Bisher ist aller­dings nicht viel zu sehen, nur riesige Sand­flä­chen, offen­bar wird das Gelände derzeit vermes­sen.
Als wir verkehrs­be­dingt lang­sam an dem Grund­stück vorbei fuhren, foto­gra­fierte mein Fahr­gast den Ort vorn durch die Wind­schutz­scheibe hindurch. Ich dachte mir nichts weiter dabei, schließ­lich ist der BND ja nicht die Stasi und hat deshalb auch nicht allzu viel zu verber­gen. Zumin­dest nicht im noch vorherr­schen­den märki­schen Sand. Aber falsch gedacht: Etwa 200 Meter weiter, kurz hinter der Liesen­straße, stie­gen plötz­lich zwei Männer aus einem parken­den Auto und wink­ten uns mit einer Poli­zei­kelle heraus. Ohne einen Grund zu nennen, verlang­ten sie unsere Perso­nal­aus­weise. Ich war völlig perplex und erin­nerte mich an ein Erleb­nis, das ich vor 20 Jahren in Ost-Berlin hatte und das ganz ähnlich ablief. Auf unsere Fragen reagier­ten die Poli­zis­ten nicht, aller­dings zeig­ten sie uns noch ihre Dienst­aus­weise. Dann konn­ten wir weiter­fah­ren.
Mein Fahr­gast blieb während der Weiter­fahrt erstaun­lich ruhig, er gab mir aber auch keine Erklä­rung für sein Foto­gra­fie­ren. Anders als norma­ler­weise üblich schau­ten wir am Flug­ha­fen Tegel ange­kom­men an der Einfahrt nicht, wo sein Flug abgeht. Daher wusste ich auch nicht, wann er wohin flie­gen wollte. Ich sollte ihn einfach nur zur Haupt­halle brin­gen.
Offen­bar wird die BND-Baustelle heute schon derma­ßen bewacht, dass sogar vorbei fahrende Autos beob­ach­tet werden. Und schein­bar kutschiere ich irgend­wel­che Agen­ten frem­der Mächte daran vorbei. Oder viel­leicht auch BND-Mitar­bei­ter? Ich habe keine Ahnung, was das war. Abends stand das Auto mit den Zivil­po­li­zis­ten jeden­falls nicht mehr dort. Wenn schon die noch nicht mal begon­nene Baustelle derma­ßen bewacht wird, was soll dann erst nach der Fertig­stel­lung der BND-Zentrale werden? Und was hat der Bundes­nach­rich­ten­dienst zu verber­gen, wenn er seinen Sand so bewa­chen lässt? Viel­leicht ist dort meine Para­noia begra­ben.

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1 Kommentar

  1. Tja, genau deshalb bin ich vor drei Jahren aus der Wöhlert­strasse umge­zo­gen, die Nähe (30 Meter) zu der zukünf­ti­gen Baustelle war mir einfach zu heftig und die Poli­zei­prä­senz in dem Kiez hat bereits damals erheb­lich zuge­nom­men…

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