Die Unsichtbaren

„Wir wollen leben“ ist der Unter­ti­tel dieses Films und er beschreibt sehr genau seine Stim­mung. Es sind vier Geschich­ten, die doch alle den glei­chen Ursprung haben: Im Alter von ca. 20 Jahren sollen sich die Jüdin­nen und Juden mit ihren Fami­lien in den Sammel­la­gern der Nazis einfin­den, von wo aus sie in die Konzen­tra­ti­ons­la­ger depor­tiert werden sollen. Aber alle weigern sich und beschlie­ßen, sich zu verste­cken.
Der Film „Die Unsicht­ba­ren“ beglei­tet sie zwei, drei Jahre bis zur Befrei­ung. Es sind keine fikti­ven Geschich­ten, alle vier Jugend­li­chen haben tatsäch­lich gelebt und sind damals in Berlin unter­ge­taucht.

Im hohen Alter erzäh­len sie im Inter­view von ihren Erfah­run­gen, dem Alltag unter den Nazis, den Ängs­ten, dem Verrat, der Soli­da­ri­tät. Der Groß­teil des Films doku­men­tiert die Zeit des Unter­grunds als Spiel­film, dazwi­schen sieht man immer wieder Origi­nal­auf­nah­men, Stra­ßen­sze­nen aus der Nazi­zeit. Die Mischung von Inter­views, Doku­men­tar- und Spiel­film ist sehr gut gelun­gen. Die Zuschauer erle­ben wie es ist, wenn man zeit­weise täglich das Versteck wech­seln muss. Wie schwie­rig es ist, eine Unter­kunft zu finden. Oder jeman­den zum Reden. Er erzählt vom stän­di­gen Hunger, denn zu der Zeit gab es Nahrung nur über Lebens­mit­tel­kar­ten.

Der Film zeigt auch, dass es trotz aller Widrig­kei­ten möglich war, verfolgte Juden zu unter­stüt­zen. Ob die einsame Kino­kar­ten­ab­rei­ße­rin, der hohe Wehr­machts-Offi­zier, das kommu­nis­ti­sche Ehepaar oder der reiche Villen­be­sit­zer im Grund­wald – alle haben trotz der faschis­ti­schen Dauer­pro­pa­ganda ihre Mensch­lich­keit und ihre Über­zeu­gun­gen nicht verlo­ren. Mehr noch: Als sie um Hilfe gebe­ten wurden, haben sie sofort zuge­sagt, obwohl sie damit ihre eigene Frei­heit riskier­ten.

Die Unsicht­ba­ren versteck­ten sich, waren aber doch sicht­bar. Damit Nach­barn nicht miss­trau­isch werden, muss­ten Legen­den entwor­fen werden. Das jüdi­sche Mädchen wurde zu Nichte, der junge jüdi­sche Mann lief plötz­lich in HJ-Uniform herum. Manche verlie­ßen das Haus wochen- oder mona­te­lang nicht mehr, andere gingen jeden Tag den Kudamm entlang oder täglich ins Kino. Den gelben Stern hatten sie alle längst von ihren Mänteln entfernt, trotz­dem wurden einige von ihnen erkannt.

Alle vier haben den Faschis­mus über­lebt, manch­mal nur durch Zufall, aber alle nur durch Unter­stüt­zung von Bekann­ten, Nach­barn und vieler frem­den Menschen. Etwa 7.000 Juden versteck­ten sich in Berlin, doch 80 Prozent von ihnen wurden erwischt. Durch Kontrol­len, durch Verrat, durch fatale Zufälle.
Der Film zeigt, dass Hilfe und Soli­da­ri­tät auch in extre­men Situa­tio­nen möglich ist. Und dass es bitter nötig ist, dass man Menschen in Not helfen muss. Das ist sicher auch die Botschaft an heute.

Der Film „Die Unsicht­ba­ren – Wir wollen leben“ läuft seit letz­ter Woche in gut sortier­ten Kinos.

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