Stresstest

Der Kollege war nicht gerade kolle­gial. Er kam mir auf der ande­ren Stra­ßen­seite entge­gen und als er mich sah, beschleu­nigte er auf schät­zungs­weise 80 km/h, um noch vor mir an der Taxi­halte anzu­kom­men. Solche Typen gibt es leider viele in unse­rem Gewerbe, aber egal: Er sollte seine Aktion noch bereuen.
Irgend­wann stand er ganz vorn, als sich ein Pärchen näherte. Der Mann öffnete die rechte Tür, die Frau schlüpfte rein und schob sich gleich nach links durch. Das hatte der Mann anschei­nend nicht bemerkt, denn er schloss die Tür, ging um den Wagen rum und wollte links einstei­gen — dort saß nun aber schon seine Frau. Anstatt sie zurück­rutschte oder er wieder auf die andere Seite ging, began­nen sie zu strei­ten. Ganz so höflich wie es anfangs den Anschein hatte, gingen die beiden doch nicht mitein­an­der um.
Er schloss nun wieder die Tür und lief zurück zur rech­ten Seite, doch in der Zwischen­zeit war die Frau auf wieder rüber­ge­rückt. “Was soll das?”, hörte ich ihn schreien und mit einem lauten Knall schmiss er die Auto­tür zu.
Er wech­selte nun zum dritte Mal die Seite, doch jetzt trat der Kollege dazwi­schen. Er war wohl sauer wegen der Tür und ließ den Mann nicht mehr einstei­gen. Der kam statt­des­sen zu mir und wir fuhren eine 12-Euro-Tour, die erstaun­lich ruhig verlief. Aller­dings schl­impfte er anfangs noch über seine Frau und meinte dann: “Mal sehen, wie sie das Taxi zahlen will. Sie hat nämlich kein Geld dabei!”
Ich dachte in diesem Moment daran, dass sich ja mein Kollege durch das Vordrän­geln selbst in diese Situa­tion gebracht hat. Mein Grin­sen inter­pre­tierte der Fahr­gast zwar fälsch­li­cher­weise als Zustim­mung, aber das war mir egal.

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Zufallstreffer

Spaziergänge

Um das Gedenken

Mein vori­ger Köpe­ni­cker Spazier­gang führte mich durch Stel­ling­damm, Schmaus‑, Jani­tz­ky­straße und über den Essen­platz. Durch eine Gegend also, die nach deut­schen Mord­op­fern genannt ist, zuvor war sie nach deut­schen Mördern genannt. Darüber habe ich im […]

4 Kommentare

  1. Das sind halt die Folgen dieser verfluch­ten “Durch­rut­sche­ri­tis”, einer gefähr­li­chen Hirn­er­kran­kung. Das Gegen­teil davon darf ich ab und zu an meinem Vito erle­ben: Dort will man dann links einstei­gen.

  2. @Bernd
    Da bleibt ja nur die Möglich­keit, sich auf deinen Schoß zu setzen, oder? Das würde ich wahr­schein­lich ableh­nen, es lenkt doch sehr ab beim Fahren ;-)

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